Der Wunsch, die eigene Leidenschaft für Pferde zum Beruf zu machen und als Reitlehrer tätig zu sein, ist für viele Pferdemenschen ein großer Traum. Es ist eine Tätigkeit, die weit mehr erfordert, als nur gut reiten zu können. Sie verbindet die Liebe zum Tier mit pädagogischem Geschick, fundiertem Fachwissen und einem hohen Maß an Verantwortung. Ein guter Reitlehrer formt nicht nur Reiter, sondern prägt auch deren Einstellung zum Pferd und zum Sport. Der Weg dorthin ist oft anspruchsvoll, erfordert Engagement, kontinuierliche Weiterbildung und nicht zuletzt auch ein gewisses Organisationstalent, besonders wenn eine Selbstständigkeit angestrebt wird. Es geht darum, Wissen und Können so zu vermitteln, dass Schüler sicher und mit Freude lernen, eine harmonische Partnerschaft mit dem Pferd aufzubauen. Dieser Beruf bringt tägliche Herausforderungen mit sich – von unterschiedlichen Lerntypen bei den Schülern bis hin zu den individuellen Bedürfnissen jedes Pferdes. Gleichzeitig bietet er aber auch ungemein erfüllende Momente, wenn Fortschritte sichtbar werden und die Begeisterung für den Reitsport weitergegeben wird. Wer diesen Weg einschlagen möchte, sollte sich bewusst sein, dass Professionalität, Geduld und Einfühlungsvermögen ebenso wichtig sind wie die reiterlichen Fähigkeiten selbst. Dieser Beitrag beleuchtet die wesentlichen Schritte und Aspekte, die auf dem Weg zum professionellen Reitlehrer zu beachten sind.
Das Wichtigste auf einen Blick
Der Weg zum Beruf des Reitlehrers ist eine Kombination aus fundierter Ausbildung, praktischer Erfahrung und persönlicher Eignung. Es beginnt mit soliden eigenen Reitkenntnissen und theoretischem Wissen über Pferdehaltung, Reitlehre und Sicherheit. Formale Qualifikationen, wie Trainerlizenzen (z.B. FN-System), sind oft unerlässlich und schaffen eine wichtige Vertrauensbasis. Praktische Erfahrung sammelt man durch Hospitationen, Assistenz und die ersten eigenen Unterrichtsstunden. Eine erfolgreiche Karriere erfordert kontinuierliche Weiterbildung, Spezialisierung und oft auch unternehmerisches Denken, insbesondere bei Selbstständigkeit. Wichtige Rahmenbedingungen wie Verdienstmöglichkeiten, notwendige Versicherungen (vor allem die Berufshaftpflicht) und der Umgang mit den typischen Herausforderungen des Berufsalltags müssen realistisch eingeschätzt werden. Professionalität, Verantwortungsbewusstsein und ein respektvoller Umgang mit Pferd und Mensch sind dabei die Grundpfeiler für langfristigen Erfolg und einen guten Ruf.
- Fundierte Basis: Eigene Reitkenntnisse und theoretisches Wissen sind das A und O.
- Qualifikation: Offizielle Lizenzen (z.B. Trainer C/B/A) sind meist notwendig und schaffen Vertrauen.
- Praxiserfahrung: Hospitieren, assistieren und unter Aufsicht unterrichten sind wichtige erste Schritte.
- Pädagogik & Soft Skills: Geduld, Empathie und Kommunikationsfähigkeit sind entscheidend.
- Karrieregestaltung: Spezialisierung, Weiterbildung und Netzwerken fördern den Erfolg.
- Rahmenbedingungen: Realistische Einschätzung von Verdienst, Absicherung (Versicherungen!) und Herausforderungen.
- Professionalität & Ethik: Zuverlässigkeit, Sicherheit und fairer Umgang mit Pferd und Reiter sind unverzichtbar.
Voraussetzungen schaffen: Was du für den Start als Reitlehrer mitbringen solltest
Bevor man überhaupt daran denkt, anderen das Reiten beizubringen, muss das eigene Fundament stimmen. Das bedeutet nicht nur, selbst sicher und korrekt im Sattel zu sitzen – und das über das Niveau eines durchschnittlichen Freizeitreiters hinaus –, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Theorie mitzubringen. Man muss wissen, warum bestimmte Hilfen gegeben werden, wie ein Pferd lernt, welche biomechanischen Zusammenhänge bestehen und wie Pferde artgerecht gehalten und versorgt werden. Leidenschaft für Pferde ist eine wunderbare Triebfeder, aber sie allein reicht nicht aus. Professionalität ist gefragt. Dazu gehört auch die persönliche Eignung: Geduld ist wohl eine der wichtigsten Tugenden. Nicht jeder Schüler lernt gleich schnell, manche bringen Ängste mit, andere vielleicht körperliche Einschränkungen. Hier braucht es Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, den Unterricht individuell anzupassen. Gleichzeitig ist eine klare und verständliche Kommunikation unerlässlich. Anweisungen müssen präzise sein, Erklärungen nachvollziehbar. Und nicht zu vergessen: die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – für die Sicherheit von Reiter und Pferd.
- Nachweisbare Reitkenntnisse: Solide Fähigkeiten in der gewählten Disziplin, oft belegt durch Reitabzeichen (z.B. FN RA 4 oder höher für Trainer C) oder Turniererfolge. Das eigene Reiten sollte technisch korrekt und pferdefreundlich sein.
- Fundiertes theoretisches Wissen: Kenntnisse der klassischen Reitlehre (z.B. Skala der Ausbildung), Anatomie und Biomechanik von Pferd und Reiter, Pferdehaltung, Fütterung, Krankheitslehre und Erste Hilfe bei Pferd und Reiter.
- Pädagogisches Geschick: Die Fähigkeit, Wissen verständlich zu vermitteln, auf unterschiedliche Lerntypen einzugehen, zu motivieren und konstruktives Feedback zu geben.
- Gute Kommunikationsfähigkeiten: Klare, präzise Anweisungen geben, Sachverhalte erklären können, aktiv zuhören und auf Fragen eingehen.
- Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit: Bewusstsein für die Sicherheit von Mensch und Tier, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit in Absprachen.
- Körperliche Fitness und Belastbarkeit: Der Beruf ist körperlich anstrengend (viel Stehen, Laufen, ggf. selbst reiten, Witterungseinflüsse).
- Mindestalter: Für die meisten offiziellen Trainerlizenzen ist ein Mindestalter von 18 Jahren erforderlich.
- Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung: Der Reitsport und das Wissen über Pferde entwickeln sich weiter – lebenslanges Lernen ist Pflicht.
Die persönliche Eignung geht über reine Sympathie hinaus. Geduld zu haben bedeutet auch, Frustrationstoleranz zu besitzen, wenn ein Schüler zum zehnten Mal denselben Fehler macht oder ein Pferd einen schlechten Tag hat. Es geht darum, ruhig zu bleiben und Lösungswege aufzuzeigen, statt genervt zu reagieren. Die Kommunikation ist dabei das Werkzeug: Sie muss nicht nur fachlich korrekt, sondern auch motivierend und manchmal tröstend sein. Ein guter Reitlehrer ist auch ein bisschen Psychologe. Die Verantwortung ist enorm – ein Fehler im Unterricht kann im schlimmsten Fall zu Unfällen führen. Daher ist ein ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein unerlässlich. Man agiert immer als Vorbild, nicht nur im Sattel, sondern auch im Umgang mit dem Pferd am Boden. Respekt, Fairness und Konsequenz sind hier Schlüsselbegriffe. Nicht zuletzt ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion wichtig: Den eigenen Unterricht kritisch hinterfragen, Feedback annehmen und bereit sein, sich ständig zu verbessern. Das ist kein Job, den man nebenbei macht – er erfordert vollen Einsatz und eine professionelle Einstellung.
Die ersten Schritte: Wie du praktisch als Reitlehrer anfängst
Hat man die nötigen Voraussetzungen geschaffen oder ist auf dem besten Weg dorthin, stellt sich die Frage: Wie fängt man nun konkret an, Reitunterricht zu geben? Selten startet jemand direkt mit vollem Terminkalender und eigener Reitanlage. Der Einstieg erfolgt meist schrittweise. Eine hervorragende Möglichkeit, erste Einblicke zu gewinnen und von erfahrenen Profis zu lernen, sind Hospitationen. Einfach mal zuschauen, wie andere unterrichten, welche Methoden sie anwenden, wie sie mit verschiedenen Situationen umgehen. Der nächste logische Schritt ist oft die Assistenz. Hier kann man unter Anleitung erste kleine Aufgaben übernehmen, etwa beim Longieren helfen, beim Auf- und Absitzen unterstützen oder Teile einer Gruppenstunde leiten. Parallel dazu ist der Erwerb von formalen Qualifikationen, wie den Trainerlizenzen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) – beginnend mit dem Trainer C –, ein wichtiger Meilenstein. Diese Lizenzen bestätigen nicht nur das eigene Können und Wissen, sondern sind oft auch Voraussetzung, um auf Reitanlagen unterrichten zu dürfen oder versicherungstechnisch abgesichert zu sein. Es gibt aber auch alternative Wege, beispielsweise über Verbände wie die VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland). Wichtig ist, klein anzufangen, Sicherheit zu gewinnen und sich nicht zu übernehmen.
Weg zur Lizenz (Beispiel FN – Trainer C Basissport) | Alternative/Ergänzende Schritte |
---|---|
Mitgliedschaft in einem FN-anerkannten Verein | Intensive Hospitationen bei verschiedenen Ausbildern (unterschiedliche Disziplinen/Methoden) |
Besitz des Basispasses Pferdekunde (oder RA 7 & 6) | Regelmäßige Assistenz im Reitunterricht (Longenstunden, Kindergruppen, Theorie) |
Besitz des Reitabzeichens RA 4 (Dressur & Springen) | Praktika auf Reitanlagen oder in Ausbildungsställen |
Besitz des Longierabzeichens LA 5 | Teilnahme an Fortbildungen, Seminaren und Workshops (auch ohne Lizenzbezug) |
Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses (9 LE, nicht älter als 2 Jahre) | Aufbau eines Netzwerks mit erfahrenen Kollegen und Mentoren |
Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang (ca. 120 LE) | Erste eigene Unterrichtseinheiten im Bekanntenkreis oder unter Supervision |
Bestehen der Prüfung zum Trainer C (Reiten, Unterrichten, Theorie) | Kontinuierliches eigenes Training zur Verbesserung der Reitkenntnisse |
Die Suche nach Hospitations- oder Assistenzmöglichkeiten beginnt oft im eigenen Stall oder bei bekannten Ausbildern. Eine höfliche Anfrage, verbunden mit der Erklärung der eigenen Motivation, öffnet meist Türen. Bei den ersten eigenen Stunden ist es ratsam, sich nicht gleich die schwierigsten Fälle vorzunehmen. Vielleicht startet man mit fortgeschritteneren Reitern im Bekanntenkreis oder übernimmt unter Aufsicht eine Longenstunde. Wichtig ist, sich Feedback einzuholen – sowohl von den Schülern als auch von erfahrenen Kollegen. Daraus lernt man enorm viel. Nach und nach entwickelt man so den eigenen Unterrichtsstil, eine persönliche Handschrift, die auf den eigenen Stärken und Überzeugungen basiert. Vielleicht ergibt sich daraus schon ein kleiner, fester Schülerstamm. Erste Überlegungen zur Preisgestaltung werden relevant, auch wenn sie anfangs vielleicht noch moderat ausfallen. Entscheidend in dieser Phase ist, die eigene Qualität sicherzustellen und sich nicht zu verzetteln. Lieber wenige Schüler gut betreuen als viele nur oberflächlich. Geduld mit sich selbst ist hier genauso wichtig wie die Geduld mit den Schülern.
Deine Karriere gestalten: Erfolgreich als Reitlehrer etablieren und wachsen
Die ersten Schritte sind getan, die Lizenz ist vielleicht in der Tasche, und erste Unterrichtserfahrungen sind gesammelt. Doch wie geht es weiter? Wie wird aus dem Anfang eine tragfähige Karriere? Langfristiger Erfolg als Reitlehrer bedeutet, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und sich am Markt zu positionieren. Eine wichtige Weiche ist die Entscheidung zwischen einer Anstellung in einem Reitbetrieb oder dem Schritt in die Selbstständigkeit. Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden sollten. Parallel dazu ist es oft sinnvoll, sich zu spezialisieren. Ist man besonders gut im Dressurunterricht für ambitionierte Turnierreiter? Liegt einem die Arbeit mit Kindern und Anfängern? Oder hat man vielleicht eine Zusatzausbildung im Bereich des therapeutischen Reitens? Eine klare Positionierung hilft, die richtigen Schüler anzuziehen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Unabhängig vom Weg ist der Aufbau eines guten Rufs entscheidend. Dieser entsteht durch qualitativ hochwertigen Unterricht, sichtbare Erfolge der Schüler, Zuverlässigkeit und eine positive Ausstrahlung. Aktives Netzwerken in der lokalen und überregionalen Reitsportszene sowie gezieltes Marketing – sei es über eine einfache Website, Social Media oder klassische Mundpropaganda – unterstützen den Aufbau der eigenen Marke.
Vorteile Selbstständigkeit
- Freie Gestaltung von Unterrichtsinhalten, Methoden und Preisgestaltung.
- Höhere Flexibilität bei der Einteilung der Arbeitszeit (zumindest theoretisch).
- Der erwirtschaftete Umsatz fließt direkt an den Selbstständigen (abzgl. Kosten).
- Möglichkeit, eine eigene Unterrichtsphilosophie und Marke aufzubauen.
- Potenziell höheres Einkommen bei guter Auftragslage und Kalkulation.
- Direkte Beziehung zu den Kunden und unmittelbares Feedback.
Nachteile Selbstständigkeit
- Volles unternehmerisches Risiko (Auftragsschwankungen, Krankheit).
- Zusätzlicher Aufwand für Akquise, Marketing, Buchhaltung, Verwaltung.
- Kein festes, garantiertes monatliches Einkommen.
- Alle Sozialversicherungsbeiträge (Kranken-, Renten-, Pflegeversicherung) müssen selbst getragen werden.
- Oft hohe Anfangsinvestitionen (z.B. für eigene Schulpferde, Ausrüstung, Platzmiete).
- Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit kann schwerfallen.
Vorteile Anstellung
- Festes, regelmäßiges Gehalt und dadurch finanzielle Planungssicherheit.
- Gesetzlicher Sozialversicherungsschutz (Arbeitgeberanteil).
- Kein eigenes unternehmerisches Risiko und keine Akquise nötig.
- Meist geregeltere Arbeitszeiten und Urlaubsanspruch.
- Einbindung in ein bestehendes Team und eine vorhandene Infrastruktur.
- Konzentration auf die reine Unterrichtstätigkeit möglich.
Nachteile Anstellung
- Weniger Gestaltungsspielraum bei Unterrichtsmethoden und -inhalten.
- Abhängigkeit von den Vorgaben und der Philosophie des Arbeitgebers.
- Das Gehalt ist oft nach oben begrenzt und niedriger als der potenzielle Verdienst Selbstständiger.
- Feste Arbeitszeiten und Weisungsgebundenheit durch den Vorgesetzten.
- Weniger Flexibilität bei der persönlichen Lebensplanung.
- Identifikation mit dem Betrieb ist notwendig.
Die Karriereentwicklung lebt von stetiger Weiterbildung. Das können höhere Trainerlizenzen (Trainer B, Trainer A), Fortbildungen zu spezifischen Themen (Sitzschulung, Biomechanik, Mentaltraining) oder auch der Austausch mit erfahrenen Kollegen und Mentoren sein. Wer fachlich am Ball bleibt und sein Wissen erweitert, steigert nicht nur die Qualität seines Unterrichts, sondern auch seinen Marktwert. Ein guter Ruf spricht sich herum – zufriedene Schüler sind die beste Werbung. Kundenbindung ist daher ein zentraler Aspekt. Das bedeutet, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen, Fortschritte sichtbar zu machen und eine positive Lernatmosphäre zu schaffen. Gleichzeitig muss man lernen, mit Konkurrenz umzugehen – nicht durch Preiskämpfe, sondern durch überzeugende Qualität und ein klares Profil. Viele erfolgreiche Reitlehrer entwickeln Zusatzangebote wie Wochenendlehrgänge, Ferienkurse, Beritt oder Turnierbetreuung, um ihr Angebot abzurunden und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Wer den Weg der Selbstständigkeit wählt, kommt nicht umhin, sich auch betriebswirtschaftliches Grundwissen anzueignen. Kalkulation, Marketing und Buchhaltung gehören dann ebenso zum Job wie der Unterricht selbst. Langfristige Ziele zu definieren – Wo will ich in fünf oder zehn Jahren stehen? – hilft, den Fokus zu behalten und die eigene Karriere aktiv zu gestalten.
Wichtige Rahmenbedingungen: Verdienst, Absicherung und typische Herausforderungen
Wer als Reitlehrer arbeiten möchte, sollte sich auch mit den weniger glamourösen, aber existenziell wichtigen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Dazu gehört eine realistische Einschätzung der Verdienstmöglichkeiten. Diese können stark variieren – abhängig von der Qualifikation (Trainer C verdient in der Regel weniger als ein Trainer A oder Pferdewirtschaftsmeister), der Berufserfahrung, der Region, ob man angestellt oder selbstständig ist und welche Preise am Markt durchsetzbar sind. Stundenlöhne für freiberufliche Reitlehrer bewegen sich oft in einer Spanne von 25 bis über 60 Euro, wobei davon noch alle Kosten und Abgaben bestritten werden müssen. In Anstellungsverhältnissen sind die Gehälter oft an Tarifverträge angelehnt oder Verhandlungssache, liegen aber nicht selten im Bereich eines Facharbeiterlohns. Wichtig ist, nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Kosten im Blick zu haben: Ausgaben für Versicherungen, Beiträge für Berufsverbände, Kosten für Fortbildungen, eventuell für eigenes Lehrmaterial, Fahrtkosten und bei Selbstständigen natürlich sämtliche Betriebskosten bis hin zur Altersvorsorge. Ein absolutes Muss und nicht verhandelbar ist eine ausreichende Absicherung, allen voran die Berufshaftpflichtversicherung. Sie schützt vor den finanziellen Folgen, wenn durch den Unterricht ein Schaden bei Schülern, Pferden oder Dritten entsteht.
Merke: Absicherung ist essentiell!
Als Reitlehrer trägt man eine hohe Verantwortung für die Gesundheit und Sicherheit von Mensch und Tier. Fehler oder unvorhersehbare Ereignisse können schnell zu erheblichen Schadensersatzforderungen führen. Eine unzureichende Absicherung kann daher die berufliche und private Existenz gefährden. Folgende Versicherungen sind zentral:
- Berufshaftpflichtversicherung: Deckt Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab, die Dritten (z.B. Reitschülern, Pferdebesitzern, Zuschauern) im Rahmen der beruflichen Tätigkeit als Reitlehrer zugefügt werden. Unverzichtbar!
- Unfallversicherung: Eine private Unfallversicherung ist wichtig, da die gesetzliche Unfallversicherung (über Berufsgenossenschaft) nicht immer alle Risiken abdeckt, besonders bei Freiberuflern. Sie leistet bei Invalidität durch einen Unfall während der Arbeit oder in der Freizeit.
- Krankenversicherung: Pflicht in Deutschland. Selbstständige haben die Wahl zwischen gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV), Angestellte sind in der Regel gesetzlich versichert.
- Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Sehr empfehlenswert, da der Beruf körperlich fordernd ist und das Risiko, ihn aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr ausüben zu können, real ist. Die BU zahlt dann eine monatliche Rente.
- Reitlehrer-Haftpflicht / Schulpferdehaftpflicht: Je nach Konstellation (eigene Schulpferde?) können spezielle Policen notwendig sein, die Risiken rund um den Einsatz von Lehrpferden abdecken.
Neben den finanziellen und versicherungstechnischen Aspekten gibt es auch typische Herausforderungen im Berufsalltag. Die Arbeitszeiten sind oft dann, wenn andere frei haben: am späten Nachmittag, Abend und an Wochenenden. Das kann die soziale Teilhabe einschränken. Die Arbeit ist körperlich anstrengend und findet häufig im Freien statt, bei Wind und Wetter. Der Umgang mit unterschiedlichen Charakteren – sowohl bei den zweibeinigen Schülern als auch bei den vierbeinigen Partnern – erfordert viel Geduld, Flexibilität und manchmal auch ein dickes Fell. Emotionale Belastungen sind ebenfalls Teil des Jobs, sei es durch Unfälle, Krankheiten von Pferden oder die Sorgen und Nöte der Schüler. Es gilt, eine gesunde Balance zwischen der Leidenschaft für den Beruf und dem notwendigen Geschäftssinn zu finden, besonders als Selbstständiger. Einkommensschwankungen können auftreten, gerade in saisonalen Tiefs oder bei eigener Krankheit. Sich immer wieder selbst zu motivieren, mit Stress umzugehen und eine gute Work-Life-Balance zu finden, bleibt eine ständige Aufgabe für jeden Reitlehrer.
Die absoluten No Go´s – das sollte unbedingt vermieden werden!
Ein guter Ruf ist das wertvollste Kapital eines Reitlehrers. Er wird über Jahre mühsam aufgebaut, kann aber durch wenige Fehltritte schnell zerstört werden. Es gibt Verhaltensweisen, die nicht nur unprofessionell sind, sondern der Karriere nachhaltig schaden oder sie sogar beenden können. An erster Stelle steht hier jegliche Form von grobem oder unfairem Umgang mit den Pferden. Tierquälerei, sei es durch übermäßige Härte, unfaire Trainingsmethoden oder Vernachlässigung, ist ein absolutes Tabu und kann neben dem Verlust von Kunden auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ebenso inakzeptabel ist ein respektloser oder herabwürdigender Umgang mit den Reitschülern. Anschreien, Bloßstellen oder ständige negative Kritik demotivieren nicht nur, sondern zerstören das Vertrauensverhältnis. Mangelnde Professionalität in Form von chronischer Unpünktlichkeit, schlechter Vorbereitung auf den Unterricht oder einem ungepflegten Erscheinungsbild kratzen ebenfalls stark am Image. Ein weiteres schwerwiegendes No-Go ist das Vortäuschen von Qualifikationen oder Erfahrungen, die man nicht besitzt. Früher oder später kommt dies ans Licht und führt zu einem massiven Vertrauensverlust. Und niemals, wirklich niemals, dürfen Sicherheitsaspekte vernachlässigt werden – sei es bei der Ausrüstung von Reiter und Pferd, der Auswahl der Übungen oder den Platzverhältnissen.
- Tierquälerei oder grober Umgang mit Pferden: Jegliche Form von Gewalt, ungerechtfertigtem Druck, Rollkur, Überforderung oder Vernachlässigung der Pferdegesundheit ist inakzeptabel und oft strafbar.
- Vernachlässigung der Sicherheit: Unterricht ohne Helm, Reiten mit defekter Ausrüstung, unpassende Übungen für das Niveau von Reiter/Pferd, unsichere Umgebungsbedingungen (z.B. schlechter Boden, Gefahrenquellen auf dem Platz).
- Fehlende oder gefälschte Qualifikationen angeben: Sich als Trainer ausgeben, ohne die nötige Lizenz oder Ausbildung zu haben, oder Zeugnisse fälschen.
- Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit: Ständiges Zuspätkommen, kurzfristiges Absagen von Stunden ohne triftigen Grund, Nichteinhalten von Absprachen.
- Respektloser Umgang mit Reitschülern: Schreien, Beleidigen, Lächerlichmachen, Ignorieren von Ängsten oder Bedürfnissen, mangelnde Geduld.
- Mangelnde Hygiene und ungepflegtes Erscheinungsbild: Trägt maßgeblich zum unprofessionellen Eindruck bei.
- Schlechte oder keine Kommunikation: Unklare Anweisungen, mangelnde Erklärungen, fehlende Rückmeldung an Eltern (bei minderjährigen Schülern), Unerreichbarkeit.
- Fehlende Berufshaftpflichtversicherung: Ein enormes finanzielles Risiko für sich selbst und andere, das grob fahrlässig ist.
- Stagnation und fehlende Weiterbildung: Sich auf altem Wissen auszuruhen und nicht bereit zu sein, neue Erkenntnisse anzunehmen oder sich fortzubilden.
- Negatives Gerede (Lästern): Schlecht über Kollegen, andere Ställe, Schüler oder Pferdebesitzer zu reden, schadet dem eigenen Ruf und dem Betriebsklima.
Die Konsequenzen solchen Fehlverhaltens sind weitreichend. Schüler werden den Unterricht verlassen, der gute Ruf ist schnell ruiniert – und in der oft gut vernetzten Reiterszene spricht sich so etwas schnell herum. Bei sicherheitsrelevanten Versäumnissen oder Tierschutzverstößen drohen zudem rechtliche Konsequenzen, von Bußgeldern bis hin zu Berufsverboten oder sogar Strafverfahren. Ist der Ruf erst einmal beschädigt, ist es extrem schwierig, wieder Vertrauen aufzubauen und beruflich Fuß zu fassen. Die Ethik im Pferdesport, die den fairen Umgang mit dem Partner Pferd in den Mittelpunkt stellt, muss die oberste Leitlinie sein. Reitlehrer haben eine immense Vorbildfunktion, nicht nur für ihre Schüler, sondern für den gesamten Umgang mit Tieren. Ehrlichkeit, Transparenz, Zuverlässigkeit und ein stets respektvoller Umgang mit Mensch und Tier sind die unverzichtbaren Grundlagen für eine langfristig erfolgreiche und erfüllende Tätigkeit als Reitlehrer. Wer diese Grundsätze missachtet, wird auf Dauer keinen Erfolg haben.